09 April 2010

Die Kapuzinergruft


Meine Wertung

Der Kriegsspielverderber Joseph Roth

Häufig werden "Die Kapuzinergruft" und "Radetzkymarsch", beide von Joseph Roth, in einem Atemzug genannt, wobei der vorliegende, in 1938 erschienene Roman meistens im Schatten von "Radetzkymarsch" aus dem Jahr 1932 steht. Völlig zu Unrecht, denn genau genommen ist "Die Kapuzinergruft" die pointierte und logische Konsequenz, die sich aus "Radetzkymarsch" ergibt. Beide Romane haben als gemeinsame Schnittmenge den Untergang der österreichisch-ungarischen Monarchie durch den Ersten Weltkrieg. Aber "Die Kapuzinergruft" ist ein politischer Roman, ohne dabei seine literarische Qualität einzubüßen. Er ist zugleich ein Antikriegsroman der besonderen Art. Er hat es nicht nötig, die brutale Wirklichkeit von Kriegen auszumalen; es reicht, die Folgen des Ersten Weltkrieges für die verunsicherten und orientierungslosen Menschen in der ehemaligen Donaumonarchie zu beschreiben, um den Ersten Weltkrieg zu verdammen und vor weiteren zu warnen. Wie wir wissen, haben alle Mahnungen von Joseph Roth, dem genialen Kriegsspielverderber, letztendlich nicht geholfen und der Zweite Weltkrieg begann drei Monate nach seinem Tod am 27.05.1939. Dem außergewöhnlichen literarischen Stellenwert des Gesamtwerkes von Joseph Roth tut das jedoch keinen Abbruch.

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