29 July 2014

Exil

Meine Wertung

Der "Sieg der Vernunft über die Dummheit" - Mehr als ein Etappensieg?

"Exil" ist der dritte, zwischen Mai 1935 und August 1939 entstandene Teil des "Der Wartesaal"-Zyklus von Lion Feuchtwanger. In keinem der beiden anderen Teile, "Erfolg" und "Die Geschwister Oppermann", ist Feuchtwanger ein so treffsichers und zugleich differenziertes Bild der Nationalsozialisten und deren Opfer gelungen; hier sind es die im Pariser Exil lebenden und untereinander tief zerstrittenen Emigranten.

Im Nachwort zu seinem Buch schreibt Feuchtwanger im Oktober 1939: "Vielleicht war ich zu überheblich, als ich mir bei der Konzeption von 'Erfolg' vornahm, den Roman so zu halten, als schriebe ihn ein Autor des Jahres 2000. ... Ich selber bin überzeugt, daß die ungeheuere, blutige Groteske, die sich in uns und an uns allen austobt, enden wird mit dem Sieg der Vernunft über die Dummheit. Darum setze ich auch kein 'finis' unter diesen dritten Teil des Roman-Zyklus 'Der Wrtesaal'. Ich rechne damit, dass ich das Werk mit einem Epilog 'Rückkehr' werde schließen können."

Nein, überheblich war die Perspektive aus dem Jahr 2000 ganz sicher nicht, eher hellsichtig, aber der "Sieg der Vernunft über die Dummheit" ist erst nach millionenfachen Opfern eingetreten und, was vielleicht noch schlimmer ist, es bleibt die Frage, ob dieser Sieg von Dauer und mehr als ein Etappensieg war...; den Epilog "Rückkehr" jedenfalls hat Lion Feuchtwanger nicht mehr geschrieben!

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