08 September 2014

Lion Feuchtwanger: Münchner - Emigrant - Weltbürger

Meine Wertung

Sage mir, was du liest und ich sage dir, wer du bist!

Andreas Heusler schafft mit seiner Biographie eine solide Grundlage für eine Annäherung an "Lion Feuchtwanger: Münchner - Emigrant - Weltbürger" und leistet genau das, was er zu Beginn seines Buches verspricht, nämlich die Lebensgeschichte von Lion Feuchtwanger mit "sozialen, kulturellen, politischen Gegebenheiten" zu verschränken. Angesichts einer Vielzahl an biographischen Darstellungen, wäre es für Andreas Heusler einfach gewesen, diese zu bündeln, um nach "Bezugssystemen, Netzwerken, Abhängigkeiten, Bedingungen" zu fragen, die für das Werk und den Erfolg von Lion Feuchtwanger ausschlaggebend waren. Das leistet der Autor zwar auch, aber darüber hinaus beschäftigt er sich intensiv mit den Tagebüchern von Lion Feuchtwanger, aus denen "wir uns einen Eindruck von Feuchtwangers bisweilen exzessivem Lesehunger verschaffen" können:

"Lektüre 1938 u.a.

Jonathan Swift »Gullivers Reisen«
Louis Aragon »Les Beaux Quartiers« (erschienen 1936)
Robert Neumann »Eine Frau hat geschrien« (erschienen 1938)
Alfred Döblin »Der blaue Tiger« (erschienen 1938)
Sinclair Lewis »Work of Art« (erschienen 1934)
Iwan Gontscharow »Oblomow«
Maxim Gorki »Die Mutter«
Hermann Kesten »Die Kinder von Guernica« (erschienen 1939; Lektüre im Manuskript)
Nikolai Ostrowski »Wie der Stahl gehärtet wurde« (erschienen 1932)
Stefan Wendt »Insel im Vaterland« (erschienen 1938)

Lektüre 1939 u.a.

Ilja Ehrenburg »Der zweite Tag« (erschienen 1933)
Elisabeth von Heyking »Briefe, die ihn nicht erreichten« (erschienen 1903)
Guy de Maupassant »Bel Ami«
Annette Kolb »Das Exemplar« (erschienen 1913)
Gottfried Keller »Grüner Heinrich«
Ernst Weiß »Der arme Verschwender« (erschienen 1936)
Aldous Huxley »Point Counter Point« (erschienen 1928)
Klaus Mann »Der Vulkan« (erschienen 1939; Lektüre im Manuskript)
Stefan Zweig »Maria Stuart« (erschienen 1935)
William Shakespeare »Der Sturm«"


Selbst wenn Feuchtwangers komplette Leseliste für die Jahre 1938/39 aufschlussreicher gewesen wäre, kann der Leser Andreas Heusler hierfür, aber auch für dessen gründlich recherchierte Biographie dankbar sein.

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