26 January 2008

Palästina - Erez Israel

(Tel Aviv - Rishon LeZion - Jerusalem, 19.01.08 - 26.01.08) Auf den Tag genau, 60 Jahre vor meiner Ankunft in Israel, schrieb mein Großvater, Elias Hauster, am 19.01.48 an meinen Vater, Julius Hauster, u. a. folgende Zeilen:

"In einem Lande wie Palästina, wo man den größten Teil des Tages leichte Sommerkleider trägt, würde ich noch ein paar Jahre gut leben können, aber: dort muß jeder, wie hier verlautet, schwer arbeiten (wenn er Arbeit findet, was beim großen, jetzigen Andrange durchaus nicht sicher ist), außerdem soll dort große Wohnungsnot herrschen, schon jetzt, wie denn erst später!"

Trotz der großen Ungewißheit, der Staat Israel sollte erst fünf Monate später gegründet werden, seines Alters von fast 70 Jahren, der neuerlichen antisemitischen Anfeindungen im sozialistischen Nachkriegs-Rumänien, war Elias Hauster fest entschlossen nach Palästina - Erez Israel auszuwandern. Sein Traum erfüllte sich leider nicht. Ein Jahr später, im Jahr 1949, starb Elias, gefolgt drei Jahre später von seiner Frau Marjem Hauster. Über deren Schicksal kann man in dem Czernowitz-Blog mehr erfahren. In seinen drei letzten Lebensjahren schrieb Elias Hauster ca. 150 Briefe an seinen einzigen überlebenden Sohn, Julius Hauster; Maximilian Hauster fiel dem Holocaust zum Opfer und wurde im Alter von 34 Jahren in Auschwitz ermordet. In den Briefen geht es aber nicht nur um den Holocaust, sondern auch um Palästina, die Weltpolitik, die Zustände im sozialistischen Rumänien unter dem Einfluss der Sowjetunion, um Hunger, Kälte, Krankheiten, aber auch immer wieder um die kleinen Alltagssorgen eines entwurzelten jüdischen Rentner-Ehepaares im rumänischen Rădăuți (Radautz). Ich freue mich, dass dieser Blog relativ viele Leser gefunden hat. Neugierig? Ein Klick genügt!

www.radautz.blogspot.com

Ein
Zeitsprung von genau 60 Jahren und wir sind zurück im Jahr 2008 und damit zu Beginn meiner Reise nach Israel! In Tel Aviv angekommen, geht's zunächst an den Strand.

Danach auf Entdeckungsreise durch die Weiße Stadt im Zentrum von Tel Aviv, die heute zum UNESCO-Welterbe zählt. Zu deren Besonderheit gehören die mehr als 4000 Häuser im Internationalen Stil und im Bauhausstil. Sie wurden alle in den 1930er-Jahren gebaut, als viele Professoren und Studenten aus Dessau und Berlin flohen, um dem nationalsozialistischen Terror zu entgehen.

Tel Aviv ist gleichzeitig aber auch bunt, modern und sehr lebendig.

Meine Verwandten leben in Rishon LeZion in der Nähe von Tel Aviv, mit 221.500 Einwohnern die viertgrößte Stadt in Israel. Sie wurde bereits 1882 gegründet und war damit eine der ersten jüdischen landwirtschaftlichen Siedlungen in Israel. Heute stehen Hebräisch und Russisch gleichberechtigt nebeneinander, denn in Rishon LeZion leben außergewöhnlich viele Juden, die aus Rußland eingewandert sind.

Ebenfalls russische Juden sind es vor allem, die mir in den Archiven von Yad Vashem geholfen haben, Teile meiner Familiengeschichte zu rekonstruieren. Die Gedenkstätte Yad Vashem ist, wie ich finde, mit ihrem durchdachten Konzept und ihrer beeindruckenden Architektur ein Muss für Israel-Besucher.


Für israelische Schüler und Wehrpflichtige gehört Yad Vashem ohnehin zum Standard - Familienforschung ist für sie selbstverständlicher Teil des Unterrichts. Eine nachahmenswerte Idee, sich am Beispiel der eigenen Familie mit der Geschichte auseinanderzusetzen!

1 comment:

Anonymous said...

was für ein hübsches Kind du warst!
endlich sehe ich mal familienfotos von dir.
Super, zumal ich deine Eltern (wieder-er)kenne.
Die väterliche Linie ist ganz klar zu erkennen.
bis bald Ute