(Radauti, 13.03.08 - 15.03.08) Die Reise geht nach Radauti, dem Geburtsort meines Großvaters väterlicherseits, Elias Hauster, alias Silber, alias Hausthor. Doch zuvor gilt es, die verschneiten Ostkarpaten zu überwinden.
Die Zeit ist knapp, es bleiben kaum mehr als 24 Stunden, um eine Bleibe zu finden, die im Sommer als Basis für eine Expeditionsreise in die Vergangenheit dienen soll. Über Radauti schreibt Elias in einem Brief vom 07.04.47, nachzulesen auf www.radautz.blogspot.com:
"... wir hausen in leeren Räumen mit einigen roh gezimmerten Hausgeräten, unser Zeug ist zerschlissen, ein Sohn ist ermordet, Winters haben wir an Kälte gelitten, noch jetzt ist es hier frühmorgens und nachts empfindlich kühl."
Vieles hat sich verändert, dennoch ist Radauti auch über sechzig Jahre später ein recht verschlafenes Provinznest.
Also führt mich der Weg nach Sucevita, einem Dorf am Fuße der Karpaten, ca. 16 Kilometer von Radauti entfernt. Sucevita ist für sein prächtiges Kloster berühmt, eines der zahlreichen Moldauklöster aus dem 15. und 16. Jahrhundert, die sich durch ihre farbenprächtigen Wandmalereien auszeichnen.
In unmittelbarer Nähe des Klosters finde ich ein restauriertes rumänisches Bauernhaus, das mit ca. 200 Jahren zwar nicht ganz so alt, dafür aber für meine Zwecke ideal ist.
Ich habe das Haus ab Mitte Mai 2008 für zwei Monate gemietet und werde von hier aus - natürlich per Motorrad und voraussichtlich erneut zusammen meinem alten Freund Klaus Binder - sternförmig die zahlreichen Reisen in die Vergangenheit antreten, die den Holocaust in Rumänien nicht ausblenden können.
Aber zunächst gehen wir den Spuren im Standesamt von Radauti nach, wo ich in dem Archiv schon nach einer halben Stunde fündig geworden bin.
Der überaus freundliche und hilfsbereite Standesbeamte im Rathaus von Radauti, Herr Dragos Motriuc, öffnete mir am Freitag Nachmittag (!) sein Archiv und verhalf mir zu diesem wertvollen Dokument aus dem 19. Jahrhundert. Ohne ihn hätte ich bestimmt auch nicht den letzten Wohnsitz von Elias und seiner Frau Marjem auf der Strada Volovatului 55 in Radauti gefunden.
Nicht schlecht für kaum mehr als 24 Stunden, oder? Elias Hausthor (ab 1878), alias Silber (bis 1902), alias Hauster (ab 1902) wäre vermutlich - egal, wie er wirklich hieß - stolz auf mich und würde es mit seinen Worten (Brief vom 04.07.47) etwa so ausdrücken:
"Gott wird es euch lohnen, da wir alle nun einmal zu Weltreisenden gestempelt sind und auch ihr - unter Gottes Schutz - in absehbarer Zeit auf Reisen geht."
15 March 2008
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1 comment:
moin Edgar!
Wirklich fantastisch, wie du mit deiner Restlebenszeit "haus(hal)te(o)(r)st". Für soviele Infos brauchen normale Menschen bestimmt mehrere Wochen?
Ich hoffe, daß meine Internetphobie bald ausgeheilt ist -immerhin hab ich mir bei booklooker.de "Widerschein des Feuers" bestellt.
Grüße aus dem übrigens schneelosen Berlin
Klaus
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