15 June 2009

Das Rote Kreuz, der Bürgermeister, die Milch und die Juden!

(Suceava, 15.06.09) Drittes Fundstück im Rumänischen Nationalarchiv in Suceava: Am 8. Oktober 1941 erhält der Bürgermeister von Radautz ein Schreiben von seinem Polizeichef. Darin teilt dieser mit, dass das Rote Kreuz Schwierigkeiten habe, die Verwundeten mit Lebensmitteln zu versorgen und auf dem Markt Milchknappheit herrsche, weil Juden die Milch aufkaufen. Daher soll der Bürgermeister Maßnahmen treffen, um die Versorgung des Roten Kreuzes zu sichern und erforderlichenfalls die Juden daran hindern, Milch zu kaufen.


Am 20. Oktober 1941 nimmt der Bürgermeister dieses Schreiben zu den Akten, vermerkt aber vorher noch handschriftlich darauf: "Infolge der Evakuierung der Itzigs aus Radautz, gibt es genügend Milch auf dem Markt." (Mit "Itzigs" sind die Juden und mit "Evakuierurung" deren Deportationen aus der Bukowina nach Transnistrien gemeint. Von diesen rund 150.000 Menschen haben nur etwa ein Drittel diese Deportationen überlebt; die übrigen sind ermordet worden, verhungert oder an Seuchen eingegangen.)

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