04 July 2009

Randale in Budapest (2.762 km)

(Budapest, 04.07.09) Schon auf dem Weg nach Budapest, fuhr ich an langen Fahrzeugkolonnen der Polizei vorbei. In Budapest angekommen, sind die Vorbereitungen auf einen Polizeieinsatz in vollem Gange - bei Mann, Frau und Hund.



In unmittelbarer Nähe des Parlaments haben sich etwa eintausend Neonazis, Skinheads, Frustrierte, Säufer, Randalierer u. ä. eingefunden, um ungefähr gleich viele Polizisten "aufzumischen".



Während die Initiatoren unauffällig am Rande stehen, sind andere gewalttätiger und werden prompt festgenommen.



Die Gelassenheit und Professionalität der Polizeibeamten ist bewundernswert. Sie lassen sich von den lautstarken, zum großen Teil alkoholisierten Demonstranten nicht provozieren. Das ist bei über 30° C im Schatten, augerüstet mit schweren Einsatzanzügen und Gasmasken, eine überragende Leistung. Manchmal kann man jedoch ahnen, was die Polizisten von diesen Demonstranten halten.



Es fällt auf, dass keine Plakate geschwenkt und offenbar keine Forderungen gestellt werden; statt dessen sieht man nur Fahnen und andere nationalistische Symbole. Junge Skinheads erheben die Rechte zum Hitlergruß und lassen sich von ihren Kumpanen bejubeln und fotografieren. Die Älteren schnauben vor Wut, gelegentlich geht es offensichtlich um Israel und einen Demonstranten habe ich - mit starkem ungarischen Akzent - "Jüdische Schwein!" schreien hören. Währenddessen fahren an den Losern der Gesellschaft die Profiteure in den Stretchlimos vorbei und schüren Neid und Hass.



Kommt man den Rechten aber zu nahe, ist ihnen das gar nicht recht, sie werden aggressiv und man gerät sofort in deren (Kamera-)Blickfeld. Na und?



Und was machen die normalen Budapester am Demonstrationswochenende? Sie staunen über das ungeahnte Maß an Dummheit und Gewaltbereitschft, schütteln den Kopf und genießen die ruhigeren Plätze, wie hier, nur einige hundert Meter weiter, am Sowjetischen Ehrenmal.


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