18 August 2017

Flugasche

Meine Wertung

Was wiegt schwerer, …

… 180 Tonnen Flugasche am Tag, die die filterlosen Schornsteine der Chemieindustrie in Bitterfeld absonderten oder die politische Umweltverschmutzung durch die SED-Diktatur, der die DDR-Bürger bis 1989 ausgesetzt waren? Erst nach der Wende, den damit einhergehenden Industriestilllegungen und dem Fall des Regimes, konnten Menschen, Pflanzen und Natur bildlich gesprochen wieder aufatmen. Aber für Josefa Nadler, der Protagonistin von Monika Maron in ihrem stark autobiographisch geprägten Roman "Flugasche", liegt das alles noch in weiter, viel zu weiter Ferne. In dem DDR-Mief der 1970er-Jahre scheint alles für Jahrzehnte festzementiert zu sein, die Bevormundung der Bürger durch realitätsferne SED-Bonzen und deren Mitläufer, der arrogante Absolutheitsanspruch der Partei, Pressezensur, und vieles mehr. Folgerichtig schreibt sich Josefa Nadler ihre Umweltreportage über Bitterfeld und Monika Maron ihren Erstlingsroman über die DDR von der Seele. Stilsicher und mit einem guten Schuss schwarzen Humors trifft sie geradewegs ins Herz und in den Verstand Lesers, selbst wenn dieser die DDR und ihre Auswüchse nicht am eigenen Leib miterlebt hat.

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