Russen und Schulfreunde!
In diesem Post geht es um Russen und Schulfreunde. Es sind aber nicht meine Schulfreunde und die Russen treten nicht persönlich auf, sind jedoch in dem Buch
immer präsent, wenn es z. B. heißt:
- Die Ziegel waren bestimmt für den Ausbau einer Allee, die den Namen trug des Führers der Kommunistischen Partei der Sowjetunion...
- An den Wänden hingen Fahnen und ein großes Bildnis des Führers der Kommunistischen Partei der Sowjetunion.
- Über der Täfelung hing in der Mitte der Wand das Bild des Führers der Kommunistischen Partei der Sowjetunion.
- Unentschuldigtes Fernbleiben vom Kartoffelkäfersammeln oder von Protest-Aufmärschen wurde in gefährlichen Verhandlungen bestraft, geringfügige Witzeleien über den Heiligenschein des Führers der Kommunistischen Partei der Sowjetunion oder der Schulleitung galten als Beweise feindseliger Haltung gegen die Demokratische Republik und boten Anlass zur Ausstoßung mehrerer Schüler ...
So weit die Inhaltsangabe des Romans bei www.wikipedia.org. In vielen Rezensionen, aber auch im Klappentext des Buches, wird Uwe Johnson als Zeuge der DDR-Herrschaft vereinnahmt, der "uns Wissen und Gewissen über eine schlimme Zeit verschafft hat." Das ist nicht falsch, und doch ist es nur die halbe Wahrheit, denn Johnson zeigt auch andere Möglichkeiten als die Flucht vor dem Regime auf. So bestehen in dem vorliegenden Roman nicht nur Ingrid Babendererde und Klaus Niebuhr "eine Reifeprüfung der besonderen Art", sondern auch und in erster Linie deren Schulfreund Jürgen Petersen, der letztendlich zur Hauptperson des Romans wird. Seltsam ist nur, daß Jürgen, der die "Demokratische Republik" nicht verläßt, von so vielen sog. Rezensenten unterschlagen wird, beschert er uns doch die wohl schönsten Passagen dieses Buches:
- Pius bewegte ungeduldig seinen grossen Kopf zu Jürgens Bemerkung vom Verständnis. Er beugte sich vor über den grossen Tisch und sprach: Jürgen. Dann sagte er wer er war: Er rede jetzt nicht mit Jürgen als Schulleiter. Und auch nicht als Vorsitzender der Sozialistischen Einheitspartei. Jürgen möge sich vorstellen Pius sei - wenn er auch nicht aufhöre all das zu sein - ein Freund. Der ihm helfen wolle. Und zu dem man Vertrauen haben könne. Jürgen sah dass Pius‘ Gesicht bei aller lächerlichen Gemessenheit besorgt war und gutwillig. Aber er mochte ihn nicht mehr ansehen, als Pius so fortfuhr: Jürgen wisse. Dass Pius. Ihn immer. Für einen der besten der Parteijugend gehalten habe. Und darum sei er. So enttäuscht. Verstehst du. Abgesehen davon. Dass das Ansehen der Partei. Schwer gelitten habe! Dadurch. Dass einer ihrer - aktivsten Vertreter. SichplötzlichgegendieLiniederParteigewendethabe!
- Die Partei werde Jürgen eine Rüge erteilen. Wegen parteischädigenden Verhaltens. Und den Bewährungsauftrag: nächstens in der 12A durch eingehende Diskussion die Überzeugung herzustellen. Dass Gestalten wie Babendererde, und Niebuhr. Schandflecke seien für eine demokratische Oberschule. Die Partei gebe ihm den Rat. DichvonsolchenElementen konsequentzuisolieren! Jürgen hatte überrascht zugehört. Er wandte eilig ein: Pius möge entschuldigen ... so sei das nicht. Pius scheine zu meinen Jürgen sei durch Fräulein Babendererde ... nein. Jürgens persönliche Gründe seien diese: er sehe zwischen den Artikeln der Verfassung 41 42 43 und dem Vorgehen der Partei einen Unterschied, dessentwegen und in Erachtung der Artikel 9 12 habe er gegen den Ausschluss von Fräulein Babendererde gestimmt. Ich bin nämlich der Meinung sie hat recht, verstehen Sie? fragte er Pius‘ hilflos empörtes Gesicht. Er meine dass die benutzten Argumente Vorwände seien, die das Verbot einer anderen Meinung rechtfertigen sollten. Anstatt darüber zu diskutieren. Das halte er sowohl für der Partei schädlich als er das auch überhaupt nicht leiden möge.
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