Meine Wertung
Theodor Herzl war nicht nur der Begründer des politischen Zionismus, sondern auch ein sozialpolitischer Visionär. So waren für ihn schon 1896 die 35-Stunden-Woche und Kombilöhne feste Bestandteile des künftigen Judenstaates. Er schreibt:
„Ich habe die Überzeugung, daß der Siebenstundentag vollkommen durchführbar ist. Man kennt die Versuche in Belgien und England. Einzelne vorgeschrittene Sozialpolitiker behaupten sogar, daß der Fünfstundentag vollkommen ausreichen würde. Die Society of Jews und die Jewish Company werden ja darin reiche Erfahrungen sammeln - die den übrigen Völkern der Erde auch zugute kommen werden -, und wenn sich zeigt, daß der Siebenstundentag praktisch möglich ist, so wird ihn unser künftiger Staat als gesetzlichen Normaltag einführen.“
Daß dies ein zentrales Thema ist, erkennt man spätestens dann, wenn es um die Fahne des neuen Staates geht:
„Ich denke mir eine weiße Fahne mit sieben goldenen Sternen. Das weiße Feld bedeutet das neue, reine Leben; die Sterne sind die sieben goldenen Stunden unseres Arbeitstages. Denn im Zeichen der Arbeit gehen die Juden in das neue Land.“
Zu Kombilöhnen heißt es weiter:
„Die Arbeitshilfe gibt also jedem Arbeit. Hat sie denn für die Produkte Absatz? Nein. Wenigstens nicht genügenden. Hier ist der Mangel der bestehenden Organisation. Diese Assistance arbeitet immer mit Verlust. Allerdings ist sie auf den Verlust gefaßt. Es ist ja eine Wohltätigkeitsanstalt. Die Spende stellt sich hier dar als Differenz zwischen Gestehungskosten und erlöstem Preise. Statt dem Bettler zwei Sous zu geben, gibt sie ihm eine Arbeit, an der sie zwei Sous verliert. Der lumpige Bettler aber, der zum edlen Arbeiter geworden ist, verdient 1 Franc 50 Centimes. Für 10 Centimes 150! Das heißt, die nicht mehr beschämende Wohltat verfünfzehnfachen. Das heißt, aus einer Milliarde fünfzehn Milliarden machen!“
Theodor Herzl hat die Gründung des Staates Israel nicht mehr erlebt; sie erfolgte erst über vierzig Jahre nach seinem Tod in 1904. Aber Israel ist doch gegründet worden und so bleibt zu hoffen, daß sich auch die 35-Stunden-Woche und Kombilöhne gleichermaßen durchsetzen werden.
Wer also ein spannendes Zeitdokument zu den Voraussetzungen für die Entstehung des Staates Israel lesen möchte, dem sei der „Der Judenstaat“ ans Herz gelegt. Die Edition bei Manesse ist schöner, handlicher und zudem preiswerter. Sie erspart einem aber auch den Kommentar des Talkshow-Berufsjuden Henryk M. Broder, auf den man getrost verzichten kann.
35-Stunden-Woche und Kombilöhne im Gelobten Land
Theodor Herzl war nicht nur der Begründer des politischen Zionismus, sondern auch ein sozialpolitischer Visionär. So waren für ihn schon 1896 die 35-Stunden-Woche und Kombilöhne feste Bestandteile des künftigen Judenstaates. Er schreibt:
„Ich habe die Überzeugung, daß der Siebenstundentag vollkommen durchführbar ist. Man kennt die Versuche in Belgien und England. Einzelne vorgeschrittene Sozialpolitiker behaupten sogar, daß der Fünfstundentag vollkommen ausreichen würde. Die Society of Jews und die Jewish Company werden ja darin reiche Erfahrungen sammeln - die den übrigen Völkern der Erde auch zugute kommen werden -, und wenn sich zeigt, daß der Siebenstundentag praktisch möglich ist, so wird ihn unser künftiger Staat als gesetzlichen Normaltag einführen.“
Daß dies ein zentrales Thema ist, erkennt man spätestens dann, wenn es um die Fahne des neuen Staates geht:
„Ich denke mir eine weiße Fahne mit sieben goldenen Sternen. Das weiße Feld bedeutet das neue, reine Leben; die Sterne sind die sieben goldenen Stunden unseres Arbeitstages. Denn im Zeichen der Arbeit gehen die Juden in das neue Land.“
Zu Kombilöhnen heißt es weiter:
„Die Arbeitshilfe gibt also jedem Arbeit. Hat sie denn für die Produkte Absatz? Nein. Wenigstens nicht genügenden. Hier ist der Mangel der bestehenden Organisation. Diese Assistance arbeitet immer mit Verlust. Allerdings ist sie auf den Verlust gefaßt. Es ist ja eine Wohltätigkeitsanstalt. Die Spende stellt sich hier dar als Differenz zwischen Gestehungskosten und erlöstem Preise. Statt dem Bettler zwei Sous zu geben, gibt sie ihm eine Arbeit, an der sie zwei Sous verliert. Der lumpige Bettler aber, der zum edlen Arbeiter geworden ist, verdient 1 Franc 50 Centimes. Für 10 Centimes 150! Das heißt, die nicht mehr beschämende Wohltat verfünfzehnfachen. Das heißt, aus einer Milliarde fünfzehn Milliarden machen!“
Theodor Herzl hat die Gründung des Staates Israel nicht mehr erlebt; sie erfolgte erst über vierzig Jahre nach seinem Tod in 1904. Aber Israel ist doch gegründet worden und so bleibt zu hoffen, daß sich auch die 35-Stunden-Woche und Kombilöhne gleichermaßen durchsetzen werden.
Wer also ein spannendes Zeitdokument zu den Voraussetzungen für die Entstehung des Staates Israel lesen möchte, dem sei der „Der Judenstaat“ ans Herz gelegt. Die Edition bei Manesse ist schöner, handlicher und zudem preiswerter. Sie erspart einem aber auch den Kommentar des Talkshow-Berufsjuden Henryk M. Broder, auf den man getrost verzichten kann.
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