11 March 2010

Das Wunder von Moghilev - Jagendorf's Foundry - Minunea de la Moghilev


Meine Wertung

Es gibt keine Wunder!

Als eine der Achsenmächte, nahm Rumänien an dem Überfall auf die Sowjetunion im Juli 1941 teil. Kurz darauf setzte die systematische Vernichtung der Juden durch die rumänischen Behörden ein, wobei das in erster Linie die Juden in Bessarabien und der Bukowina betraf, Gebiete, die Rumänien nach dem Ersten Weltkrieg zugefallen waren. Die Massendeportationen nach Transnistrien, einem von Rumänien annektierten Gebiet zwischen Dnister und Bug, begannen im Herbst 1941. Der Abschlussbericht der Wiesel-Kommission, dem internationalen Gremium, das den Holocaust in Rumänien erforscht hat, ist zu entnehmen, dass im Zeitraum 1941 - 1944 in Transnistrien zwischen 280.000 und 380.000 Menschen durch Exekutionen, Hunger und Seuchen umgekommen sind.

Moghilev-Podolsk wurde ein Durchgangslager für die deportierten Juden und hier übernahm Siegfried Jägendorf, ein ehemaliger Siemens-Schuckert-Direktor aus Czernowitz, die Führung einer verfallenen und kriegszerstörten alten Gießerei. Schnell gelang es ihm, zusammen mit seinen jüdischen Mitarbeitern, die alten Maschinen wieder in Gang zu setzen und die Stromversorgung der Stadt sicherzustellen. Damit hat er sich den Respekt der rumänischen Besatzungsbehörden erworben, ist zu einem existenziell wichtigen Arbeitgeber für viele verfolgte und bedrohte Menschen geworden und hat sich damit die Unterstützung der jüdischen Gemeinde vor Ort gesichert. Aber hat er auch, wie Titel und Untertitel des Buches besagen, "Das Wunder von Moghilev" bewirkt und "Die Rettung von zehntausend Juden vor dem rumänischen Holocaust" erreicht? Um es klar und unmissverständlich zu sagen: Dieses Buch ist wichtig und richtig, aber diese Aussagen schießen angesichts der vorgelegten Fakten weit über das Ziel hinaus.

Jägendorf bewegte sich - ob bewusst oder nicht - in dem Widerstreit zwischen Kollaboration und einer sehr begrenzten Selbstverwaltung und Interessenvertretung für die Deportierten. Folgerichtig geraten auch die Kommentatoren und Leser seiner Memoiren in eine ähnliche Zwickmühle. Letztlich kommt es aber nicht darauf an, seine Handlungen zu bewerten, sondern es ist wichtig, festzustellen, was sich in Transnistrien in den Jahren 1941-1944 tatsächlich zugetragen hat. Dazu erfahren wir in diesem Buch jedoch zu wenig, selbst wenn die Hinweise auf den Verbleib verschiedener Dokumente sehr interessant sind. Das ist ein gute Basis für weitere Untersuchungen und man kann getrost die Wundergläubigkeit in den Bereich der Religionen verbannen, dorthin, wo sie ihren Ursprung und ihre Daseinsberechtigung hat.

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