Meine Wertung
Wir haben eine Klassenpartei und keine Rassenpartei!
Mit dieser Forderung wurde die Führung der Rumänischen Kommunistischen Partei (PCR) 1946 bei Stalin vorstellig und versuchte, zunächst erfolglos, Ana Pauker, die Jüdin, und Vasile Luca, den Ungarn, aus ihren Ämtern und aus dem Land zu drängen. Dies berichtet Ana Pauker, die Ehefrau von Marcel Pauker, als sie zehn Jahre später, längst entmachtet und unter Hausarrest gestellt, ihren Parteigenossen einmal mehr Rede und Antwort stehen muss. Anders als für ihre Gegner innerhalb und außerhalb der Partei, spielte die jüdische Identität für die Eheleute Pauker keine besondere Rolle. Das erfahren wir u. a. aus dem Kernstück dieses Buches, dem autobiografischen Bericht von Marcel Pauker, den er im November 1937 in Moskau, nur wenige Monate vor seiner Hinrichtung als stalinistisches "Säuberungsopfer", fertiggestellt hat. Besonders beeindruckend ist die Schilderung seiner Kindheits- und Jugendjahre, verbunden mit dem Aufkeimen seiner revolutionären Gesinnung. Es ist das Verdienst der Herausgeber, William Totok und Erhard Roy Wiehn, dieses einzigartige Dokument aus den Moskauer Archiven des Sicherheitsministeriums ans Tageslicht gefördert zu haben. Das sorgfältig editierte und kommentierte Buch, ergänzt um Interviews und eine Dokumentation zu Ana Pauker, ermöglicht einen guten Einblick in die Entstehung der kommunistisch-sozialistischen Bewegung in Rumänien, zu der Marcel Pauker einen wesentlichen Beitrag geleistet hatte. Die Faszination ihrer Ideale muss enorm gewesen sein, denn trotz der Liquidierung ihres Ehemannes, blieb Ana Pauker Stalin und der Partei treu ergeben und wurde im Nachkriegsrumänien Außenministerin und Vizepremier, bis sie 1952 wegen "abweichlerischer Tätigkeiten" und "zionistischer Verbindungen" geächtet und ein Jahr später verhaftet wurde. Damit holte die jüdische Herkunft Ana Pauker wieder einmal ein, aber der geplante Schauprozess gegen sie fand nicht mehr statt, denn Stalin starb am 5. März 1953.
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