(Sabolotiw, 11.05.11) "Zablotow – schon der Name ist unangenehm: Er spielt auf den lehmigen Boden, auf die ungepflasterten Straßen an, in denen man zu versinken drohte, sobald die unaufhörlichen Herbstregen sie aufgeweicht hatten. ... Habe ich von der Armseligkeit des Städtels gesprochen? Das Wort ist irreführend, weil durchaus unzureichend." - So beschreibt Manès Sperber seinen Geburtsort in seiner Autobiografie.
Und weiter schreibt Sperber: "Sich kaum jemals wirklich sattzuessen war das Schicksal der meisten, ... Wie viele auch hungerten, niemand verhungerte. ... Überdies mieden sie [die Juden] möglichst die Dörfer [der Ukrainer], weil sie mit Recht fürchteten, dort der Feindseligkeit zu begegnen." - Davon ist heute keine Spur mehr zu erkennen. Lilya, eine erfolgreiche ukrainische Geschäftsfrau, führt mich zum Manès Sperber-Denkmal, ihr gehört auch die renovierungsbedürftige Synagoge und ihr Vater hat die Rabbiner-Gräber überdacht und damit vor ihrer langsamen Zerstörung bewahrt.
Die Rabbiner haben es gut, aber der gesamte Friedhof könnte eine gründliche Pflege gebrauchen, ehe die alten Grabsteine völlig im Schlamm oder Gestrüpp verschwinden.
Sabolotiw ist laut Wikipedia eine "Siedlung städtischen Typs" an der Grenze zwischen Galizien und der Bukowina. Dennoch ist der ländliche Charakter unverkennbar und Vierbeiner haben Vorfahrt vor Zweirädern.
Dank Lilya war der Aufenthalt in Sabolotiw keineswegs unangenehm und doch geht es jetzt weiter nach Czernowitz, der nächsten Station meiner Reise.
1 comment:
Schön, Deine Reise so mitverfolgen zu können! In Zablotow fand ich einen anderen jüdischen Friedhof: www.projekt36.ch/op/Zablotow_1.pdf.
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