Meine Wertung
Wäre "Großmama packt aus" von Irene Dische nicht monatelang in den deutschen Bestsellerlisten aufgetaucht, hätte man es bei diesem - nur scheinbar verunglückten - Titel wohl eher für ein Kinder- und Jugendbuch gehalten, denn für einen biographischen Familienroman. Statt dessen, wird es von dem Verlag einem erwachsenen Publikum angepriesen und die Tatsache, daß aus der Perspektive der Großmutter erzählt wird, wird als epochale Befreiung aus dem "Dilemma der Authentizität" gefeiert. Irene Dische soll "damit auf virtuose Weise ein ewiges Problem der Literatur gelöst" haben. Lächerlich, der Wechsel der Erzählperspektive ist ein uralter Hut und sein angeblicher Vorteil verkehrt sich in den letzten beiden Kapiteln in sein Gegenteil. In Kapitel IV nimmt die zwischenzeitlich schon alte Großmutter Anteil an den jugendlichen Eskapaden ihrer pubertierenden Enkelin. Jeder kann nachvollziehen, daß das Interesse der alten Frau gegen Null geht. Das ist nicht etwa der Großmutter anzulasten, sondern vielmehr der Autorin, die uns - eisern an der einmal gewählten Erzählperspektive festhaltend - mit den Gemeinplätzen belästigt. An Kalendersprüchen fehlt es aber auch sonst nicht, wenn es z. B. an anderer Stelle heißt "Wenn man über fünfzig ist und beim Aufwachen tut einem nichts weh, ist man wahrscheinlich tot." Am Schluß bleibt so wenig Substanz übrig, daß in Kapitel V ein Wettrennen zwischen Autorin und Leser einsetzt, wer das Buch als Erster beendet. Aber auch in den ersten drei - besseren - Kapiteln finden sich zahlreiche Ungenauigkeiten und Stellen, an denen die Autorin ganz offensichtlich überfordert ist. So wird in Brasilien angeblich Spanisch gesprochen, oder aber die Großmutter - genau genommen, die Autorin - entzieht sich durch eine Ohnmacht den wirklichen Gräueltaten des Nationalsozialismus. Ständig soll durch Verweise, wie z. B. "darauf komme ich noch", Spannung um jeden Preis aufgebaut werden, auch um den, literarischer Qualität. Ist es dann verwunderlich, daß man letztendlich zu dem Schluß kommen muß, daß es sich hier - wie wir schon ahnten - doch um ein Kinder- und Jugendbuch handelt, das von dem Verlag auf die Bestsellerlisten der Erwachsenen gepusht wurde? Die Lektoren und Klappentext-Schreiberlinge werden aber bestimmt einwenden: 'Das Buch richtet sich aber auch an jung gebliebene Menschen, die mit innerer Betroffenheit die heranwachsende Generation begleiten.' Geschenkt, sollen sie es doch selber lesen!
Ein Kinder- und Jugendbuch!
Wäre "Großmama packt aus" von Irene Dische nicht monatelang in den deutschen Bestsellerlisten aufgetaucht, hätte man es bei diesem - nur scheinbar verunglückten - Titel wohl eher für ein Kinder- und Jugendbuch gehalten, denn für einen biographischen Familienroman. Statt dessen, wird es von dem Verlag einem erwachsenen Publikum angepriesen und die Tatsache, daß aus der Perspektive der Großmutter erzählt wird, wird als epochale Befreiung aus dem "Dilemma der Authentizität" gefeiert. Irene Dische soll "damit auf virtuose Weise ein ewiges Problem der Literatur gelöst" haben. Lächerlich, der Wechsel der Erzählperspektive ist ein uralter Hut und sein angeblicher Vorteil verkehrt sich in den letzten beiden Kapiteln in sein Gegenteil. In Kapitel IV nimmt die zwischenzeitlich schon alte Großmutter Anteil an den jugendlichen Eskapaden ihrer pubertierenden Enkelin. Jeder kann nachvollziehen, daß das Interesse der alten Frau gegen Null geht. Das ist nicht etwa der Großmutter anzulasten, sondern vielmehr der Autorin, die uns - eisern an der einmal gewählten Erzählperspektive festhaltend - mit den Gemeinplätzen belästigt. An Kalendersprüchen fehlt es aber auch sonst nicht, wenn es z. B. an anderer Stelle heißt "Wenn man über fünfzig ist und beim Aufwachen tut einem nichts weh, ist man wahrscheinlich tot." Am Schluß bleibt so wenig Substanz übrig, daß in Kapitel V ein Wettrennen zwischen Autorin und Leser einsetzt, wer das Buch als Erster beendet. Aber auch in den ersten drei - besseren - Kapiteln finden sich zahlreiche Ungenauigkeiten und Stellen, an denen die Autorin ganz offensichtlich überfordert ist. So wird in Brasilien angeblich Spanisch gesprochen, oder aber die Großmutter - genau genommen, die Autorin - entzieht sich durch eine Ohnmacht den wirklichen Gräueltaten des Nationalsozialismus. Ständig soll durch Verweise, wie z. B. "darauf komme ich noch", Spannung um jeden Preis aufgebaut werden, auch um den, literarischer Qualität. Ist es dann verwunderlich, daß man letztendlich zu dem Schluß kommen muß, daß es sich hier - wie wir schon ahnten - doch um ein Kinder- und Jugendbuch handelt, das von dem Verlag auf die Bestsellerlisten der Erwachsenen gepusht wurde? Die Lektoren und Klappentext-Schreiberlinge werden aber bestimmt einwenden: 'Das Buch richtet sich aber auch an jung gebliebene Menschen, die mit innerer Betroffenheit die heranwachsende Generation begleiten.' Geschenkt, sollen sie es doch selber lesen!
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