Israel Potter und der sentimentale Pirat
Israel Potter, der fiktive Titelheld des Romans von Herman Melville, dem Autor des Moby Dick, gehört während der amerikanischen Unabhängigkeitskriege zur Mannschaft der "Ranger", dem Schiff des Piraten John Paul Jones. Sie kämpfen gemeinsam auf Seiten der amerikanischen Revolutionsarmee gegen die Engänder. Bei einem ihrer Beutezüge, in der Absicht den Grafen von Sekirk als Geisel zu nehmen, treffen sie jedoch nur dessen Ehefrau an. John Paul Jones stellt enttäuscht fest:
"Es kann nicht bitter genug beklagt werden, daß der edelmütige und empfindsame Offizier im Waffenhandwerk mitunter zu öffentlichen Handlungen gezwungen ist, gegen die sein Zartgefühl sich empört. Ich bin in einer solchen Lage. Madame, Sie sagen, der Graf ist nicht hier. Ich glaube Ihnen. Es sei mir fern, den zauberischen Lauten, die aus einer so reinen Quelle kommen, zu mißtrauen."
Ein Mißerfolg - und doch um Vieles besser als der weitere Lebensweg von Israel Potter. Es ist daher in zweierlei Hinsicht eine Befreiung, wenn Israel, mit über achtzig Jahren in seine amerikanische Heimat zurückkehrt und bald darauf dort stirbt. Wen wundert es, daß dieser Roman über den unglücklichen Antihelden Israel Potter von Uwe Johnson übersetzt wurde, der selbst an Alkoholsucht und schweren Depressionen litt?
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