(Radautz, 29.06.08) Geschafft! Anders als zunächst vermutet, war das Grab von Etel Hausthor nicht leicht zu finden. Ohnehin war dies nur dank Yossi Y., Bondy S. und der engagierten Gruppe Radautz Jewish Heritage möglich. Erst im dritten Anlauf haben wir, d. h. Dorin Fränkel und ich, den moosbedeckten Grabstein entdeckt und konnten - schon im Schatzgräberfieber - den Namen von Etel Hausthor freilegen.
Etel Hausthor, geb. Hönig, Mutter von Ester, Aron Wolf, Schloime, Itzig und Chaje Lea Hausthor, war die Ehefrau des Buchbinders Mendel Hausthor, vermutlich dem Bruder meines Urgroßvaters Itzhak Hausthor. Sie starb 1914 mit 80 Jahren, was für die damalige Zeit ein beachtliches Alter war.
Hier liegt begraben eine alte und bescheidene Frau, Etel, Tochter des Shlomo, verstorben am 16. Shvat 5674 [12. Februar 1914].
Symbol Kerze/Leuchter: Eine Kreze symbolisiert das Leben und den menschlichen Geist. Sprüche 20, 27: "Eine Leuchte des Herrn ist des Menschen Geist". Gleichzeitig symbolisiert sie das familiäre Leben und steht hauptsächlich auf Grabsteinen von Frauen. Die Pflicht zum Anzünden der Schabbatlichter (Kerzen) obliegt in erster Linie den Frauen. [...] Weggemann
Außer diesem relativ schlichten Grabstein von Etel kann man auf dem Friedhof von Radautz viele weitere, außerordentlich kunstvoll gestaltete Grabsteine entdecken.
(GPS N 47°50'03.7" E 25°53'23.6")
Wesentlich größer und repräsentativer, der ehemaligen Hauptstadt der Bukowina würdig, ist der Jüdische Friedhof von Czernowitz. Dennoch fordert die Natur ihr Recht ein und ohne die Czernowitz Cemetery Projects der Czernowitz-L Discussion Group wäre es nahezu ausgeschlossen, einen einzelnen Grabstein zu finden.
(GPS N 48°17'38.3" E 25°57'30.9")
Andere Grabsteine wirken auf diesem Friedhof ein wenig verloren und man erkennt sofort, dass Czernowitz nunmehr in der Ukraine liegt.
Nicht weit von Czernowitz entfernt, etwa 20 Kilometer südwestlich, liegt Storojinet, einer der vielen Schauplätze des im Bericht der Wiesel-Kommission beschriebenen typisch rumänischen Holocaust. Auf dem Gedenkstein in dem kleinen, aber relativ gepflegten Friedhof von Storojinet können wir lesen:
Hier wurden 250 jüdische Bürger von Storojinet begraben, die von den Nazis im Juni 1941 ermordet wurden. Möge ihr Andenken gesegnet sein!
(GPS N 48°09'57.8" E 25°44'01.4")
Zum Schluss unserer Friedhofstour fahren wir nach Botosani. Hier muss Buium Hauster, Sohn von Mina Hauster, der 1917 im Alter von nur zehn Monaten gestorben ist, begraben sein. Sein Grab ist aber, trotz der Unterstützung des freundlichen Friedhofswärters, im Urwaldgestrüpp nicht zu finden.
(GPS N 47°43'37.2" E 26°40'11.5")
Ob und wie ich mit Mina und Buium Hauster verwandt bin, ist - vorerst - ein Geheimnis; ein guter Grund für neue Forschungsreisen, auf die ich euch weiterhin mitnehmen möchte!
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