Der Massenmord und die Lotterie-Annahmestellen
Prof. Dr. Ekkehard Völkl hat 1996 diese Untersuchung über Transnistrien und Odessa während des Zweiten Weltkrieges vorgelegt. Transnistrien, das von der Achsenmacht Rumänien 1941 annektierte Gebiet zwischen Dnister und Bug, war der Schauplatz des spezifischen rumänischen Massenmordes an Juden und Roma, der u. a. von der Internationalen Kommission zur Erforschung des Holocaust in Rumänien untersucht wurde; etwa 185.000 Menschen starben während der Besatzungszeit. Odessa war die größte Stadt im damaligen Transnistrien. Als Vergeltungsmaßnahme für eine Bombenexplosion im Hauptquartier der Rumänischen Armee wurden von Armee, Gendarmerie und Polizei allein im Oktober 1941 ca. 22.000 Juden aller Altersgruppen mit Maschinengewehren erschossen, lebend verbrannt oder in die Luft gesprengt. Es geht bei Ekkehard Völkl weniger um das Schicksal der Opfer, vielmehr sorgt er sich um den Imageverlust, den Rumänien während der Besatzungszeit erlitten hatte:
"Was die Besatzungszeit in ein äußerst düsteres Licht stellt und die historiographische Beschäftigung mit dieser belastet, war die Tragödie der Juden."
Statt dessen lernen wir Interessantes über die vermeintlichen Vorzüge der rumänischen Besatzung:
"Der werbenden Kulturpolitik trat die rumänische Lebensart zur Seite, der man freien Lauf ließ, und gerade damals einen Kontrast zum spröden sowjetischen Alltag bildete und diesen ablöste. [...] Gaststätten, Lotterie-Annahmestellen, bodegas und Kabarets, hauptsächlich in der neuerwachten Hauptgeschäftsstraße Deribasovskaja ulica und in deren Umkreis, wie insgesamt das rege gewordene Geschäftsleben machten das Stadtbild Odessas und auch anderer Orte bunter. Hierin lag eine angenehme Seite der rumänischen Herrschaft."
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