Die mündliche Überlieferung über die Rudels geht auf das Jahr 1825 zurück und beginnt mit der Geburt von Eliezer. Er kam in Galizien (dem russischen Teil von Polen) auf die Welt. 1833 gab es erhebliche Unruhen in der Region. Zwei Dinge ereigneten sich. Das eine war der polnische Aufstand gegen Russland (beginnend 1830-1831), der 1833 von den Russen brutal zurückgeschlagen wurde; das andere war eine Choleraepidemie, die zur gleichen Zeit in der Gegend grassierte. Der Überlieferung nach, hatte das Schtetl, in dem Eliezer lebte, einen kabbalistischen Rabbi, der behauptete, dass Gott zornig auf das Dorf sei. Um Gott zu besänftigen, sollten vier Kinder aus dem Dorf in alle Himmelsrichtungen geschickt werden; ein Kind nach Norden, ein Kind nach Süden, ein Kind nach Osten und ein Kind nach Westen. (Eine glaubwürdigere Version der Geschichte besagt, dass der Rabbi die Kinder aus dem Dorf haben wollte, da dort ohnehin alle zum Tode verurteilt waren.)
Eliezer war eines dieser Kinder, die weggeschickt wurden. Er wurde einem Kutscher, der das Dorf passierte, zur Obhut mitgegeben. Daraufhin setzte das Fuhrwerk die Reise an seinen Bestimmungsort fort. Den Familiennamen von Eliezer hat man dem Kutscher nicht verraten. Der Kutscher selber hieß Rudel. (Du erinnerst dich wahrscheinlich daran, dass den Juden in Österreich in 1786 Nachnamen zur Vorbereitung der Volkszählung zugewiesen wurden.) Er zog Eliezer auf, verheiratete ihn mit einer seiner Töchter (Rebecca Rachel) und sie ließen sich in Bojan nieder.
Keine Frage, dass ich nach einer derartig faszinierenden Geschichte nach Bojan fuhr, um den Spuren des jüdischen Lebens und Sterbens nachzugehen.
(GPS N 048° 16' 17,6" E 026° 08' 03,0")
In Bojan spreche ich mit einem Augenzeugen, der im Jahr 1941 die Massenerschießungen von Juden auf dem Dorfplatz selbst gesehen hat.
In Bojan spreche ich mit einem Augenzeugen, der im Jahr 1941 die Massenerschießungen von Juden auf dem Dorfplatz selbst gesehen hat.
Herr Florea, damals erst acht Jahre alt, berichtet von den grausigen Einzelheiten, die er gesehen hat. Von mir befragt, wer die Erschießungen damals durchgeführt habe, weicht er zunächst aus. Es seien Soldaten gewesen, die geschossen hätten. Ich frage nach, ob es deutsche oder rumänische Soldaten gewesen seien. Schließlich fügt er etwas verlegen hinzu: "Es waren Rumänen, leider Rumänen."
3 comments:
About Bojan and massacres performed by the Romanian army and local
collaborators in rural north Bucovina.
1. The victims of the Bojan massacre are buried in a mass grave on the
Novoselitsa Jewish cemetery.
2. There is a Chassidic court of the Bojaner Rebe and it's almost sure that
they were the ones that did the (partial) restoration there.
3. There was what may be called a common pattern of action of the Romanian
army joined by local collaborators in all rural settlements of northern
Bycovina. During the first days of occupation of the place the Jews that
they could put their hands on were assembled somewhere and killed and most
of the Jewish owned houses were put on fire. Those that survived were driven
on foot all the long way to Transnistria.
Yosef Eshet, Raanana, Israel
Dear Mr. Hauster!
Thank you for this blog entry. This February, I also wanted to visit Bojan in order to include it in my book "Jewish Cemeteries of Bucovina", but I did not find any information about its Jewish cemetery. Indeed, as Mr. Eshet writes, Bojan was the seat of a Chassidic dynasty, apparently closely linked to the one in Sadagura. The pictures from the Jewish cemetery in Bojan are very beautiful. It is always a pleasure to read your blog.
Simon Geissbühler, Bucharest
Dear Simon,
Thank you for your kind appreciation. You'll find a set of 44 pictures from Bojan at the section "Photo Albums from Bukowina, Galicia & Romania" of Ehpes Cz-L Discussion Group (http://czernowitz.ehpes.com/). Yosef's contribution regarding the historical aspects of Bojan is very important too.
Thank you again & bis hoffentlich bald!
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