27 October 2009

Die Geschwister Oppermann

Meine Wertung


Früher Naziterror

Der Zeitroman "Die Geschwister Oppermann" ist - nach "Erfolg" - der zweite Band der "Wartesaal-Trilogie", die durch den Roman "Exil" abgeschlossen wird. Lion Feuchtwanger hat diesen Roman zwischen April und September 1933 geschrieben; er erschien bereits im Oktober/November 1933 in mehreren Sprachen. Feuchtwanger wird von Literaturkritikern die Fähigkeit attestiert, die weitere Entwicklung des Nationalsozialismus klar vorausgesehen zu haben, und zwar noch bevor mit dem Ausbruch des Zweiten Weltkrieges die Vernichtung von Millionen von Menschen einsetzte. Zum Beweis sei hier folgende Passage aus dem Buch zitiert:

Die Örtlichkeiten, von denen man mit dem größtem Grauen sprach, sind die Keller der völkischen Unterkünfte in der Hedemannstraße, in der General-Pape-Straße und verschiedene in Köpenick, in Spandau. An ihnen wird man wohl, [...] ist erst die Herrschaft der Völkischen zusammengebrochen, Tafeln zum Gedenken an Deutschlands tiefste Schmach anbringen. Das Schauerlichste an dem Vorgehen der Geheimpolizei und der Landsknechte, [...] ist das bis ins Kleinste ausgearbeitete System, die Durchorganisierung, die militärisch-bürokratische Ordnung, nach der die Mißhandlungen und Tötungen vor sich gehen.



Und tatsächlich, mit fast fünfzigjähriger Verzögerung, wurde 1981 an die Außenmauer der Gedenkstätte SA-Gefängnis Papestraße die von Feuchtwanger erwähnte Tafel angebracht. Auf nahezu jeder Seite seines überaus spannenden Romans findet der Leser weitere Belege für die außergewöhnliche geschichtliche und politische Weitsicht von Lion Feuchtwanger.

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