(Sighetu Marmației, 22.05.11 - 24.05.11) Sighetu Marmației liegt an der Grenze zur Ukraine; jenseits der Stadt sieht man schon den ukrainischen Teil der Karpaten. Sighetu Marmației gehörte abwechselnd immer wieder zu Rumänien und Ungarn, heute ist es rumänisch und dieser Straßenzug hat - wie zum Beweis - die rumänische Trikolore (blau/gelb/rot) angelegt.
Sighetu Marmației ist als Geburtsort von Elie Wiesel international bekannt geworden, sein Geburtshaus wurde als Museum eingerichtet. Nach ihm wurde auch die 2003 gegründete Internationale Kommission zur Erforschung des Holocaust in Rumänien bekannt. Wichtiger ist jedoch, dass diese Stadt ein bedeutendes Zentrum jüdischer Kultur war, bis zu ihrer Vernichtung im Jahr 1944, als mehr als 20.000 Juden nach Auschwitz deportiert und dort ermordet wurden.
Zu dieser untergegangenen Kultur gehörte auch die Teitelbaum-Dynastie ultraorthodoxer, chassidischer Juden, deren Grabstätte man auf dem Jüdischen Friedhof besichtigen kann. In meinem Hotel bin ich einem Nachfahren der Rabbiner Teitelbaum und anderen Anhängern der Satmar Bewegung aus New York begegnet und zu meiner Überraschung, waren sie bei weitem nicht so weltfremd, wie man zunächst vermuten würde.
Dieser Friedhof und 51 weitere im Kreis Maramureș werden von der Jüdischen Gemeinde von Sighetu Marmației verwaltet, die - Ironie des Schicksals oder Absicht der rumänischen Behörden - ihren Sitz und die Synagoge auf der Strada Besarabiei hat. Bessarabien und das angrenzende Transnistrien waren diejenigen Gebiete, in denen der Rumänische Holocaust am stärksten gewütet hat.
Hari Markus, der Präsident der Jüdischen Gemeinde von Sighetu Marmației hat mir mit großer Freundlichkeit und Kompetenz den Friedhof und die Synagoge geöffnet. Seine besondere Note erhielt mein Besuch aber durch den Charme und den ausgeprägten Sinn für Humor von Hari Markus. Wen wundert es also, dass seine Mutter aus Radautz, der vorherigen Station meiner Reise, stammt?
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